Erfolgreiche Pflanzung wird fortgesetzt. Eine weiße Welle von Wattebäuschen wogt zurzeit entlang der Moorstraße in Neustadt:
Das Wollgras steht an diesem Standort jetzt erstmals in voller„Blüte“. Auch wenn es sich streng genommen bei der Wolle um die Samen mit ihren weißen Flugkörpern handelt. Vor drei Jahren verlief dort parallel zu Straße und Radweg noch ein vier Meter tiefer Entwässerungsgraben. Er wurde zugeschoben und mit Wollgräsern und Rauschbeeren bepflanzt, wie sie für ein Moor typisch sind. „Das Tote Moor soll leben – und auch erblühen“, freute sich Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover: „Jahr für Jahr kommt die Region Hannover hier dem Ziel näher, direkt neben dem Radweg den Besuchern das vollständige Spektrum der Hochmoorpflanzen zeigen zu können.“
Hochmoor-Abbauflächen wie im Toten Moor werden nach Abschluss des Torfabbaus wieder vernässt, damit sich neues Hochmoor entwickeln kann. Allerdings sind bei großflächigen Abbauflächen keine so genannten Initialpflanzen mehr vorhanden, von denen die Entwicklung einer artenreichen Moorvegetation beginnen kann. Oftmals breiten sich daher nur wenige, expansive Arten aus und bilden eintönige Bestände. Damit nicht allein Moorbirke, Besenheide und Pfeifengras die Moorlandschaft bestimmen, bepflanzt der Landschaftspflegehof der Region Hannover die noch unbewachsenen Flächen mit seltenen Hochmoorpflanzen wie Rosmarinheide, Glockenheide, Weißes Schnabelried, Moos- und Krähenbeere. Die Pflanzen wurden entweder direkt umgesetzt oder stammen von Stecklingen aus dem Toten Moor und wurden von einer Baumschule speziell herangezogen, so dass nur heimische Individuen gepflanzt werden. So wurden in diesem Jahr über 3.000 Pflanzlinge ausgebracht. Viele von ihnen auch direkt nördlich der Moorstraße.
Viele der eingebrachten Hochmoorpflanzen blühen und bieten den heimischen Insekten, vor allem Wildbienen und Hummeln, Nektar. Vor allem die Glockenheide blüht sehr lange und kann die Insekten vom Frühling bis in den Frühwinter mit Nektar versorgen. „Ein wichtiger Aspekt in Anbetracht des allgemeinen Insektensterbens“, betont Sonja Papenfuß.
Daneben werden vom Team des Landschaftspflegehofes auch torfbildende „Rote Torfmoose“ eingesetzt, damit mit sich möglichst schnell wieder ein lebendes, wachsendes Hochmoor bildet. Gerade die seltenen Torfmoosarten verbreiten sich kaum durch Sporen, sondern nur durch Bruchstücke, die etwa von Tieren verbreitet werden. Ohne diese Initialpflanzung würde es Jahrhunderte dauern, bis sie das Hochmoor flächenhaft besiedeln und das Hochmoor insgesamt wieder zu wachsen beginnt. „Läuft es gut und die Torfmoose wachsen an, können sie pro Jahr um mehrere Zentimeter in die Höhe wachsen, neuen Torf bilden, und so große Kohlenstoffmengen der Atmosphäre entziehen und im wachsenden Torfkörper dauerhaft festlegen“, erläutert Sonja Papenfuß: „Die Anwachserfolge selbst im trockenen Frühjahr 2018 waren so gut, so dass das Projekt in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.“
NCN/ap