Neustadt – Kitas und Schulen im Notbetrieb, Home-Office, Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, existenzielle Ängste – dazu fallen viele private und soziale Systeme weg, die sonst stabilisierend wirken.
Das stellt viele Menschen vor große Herausforderungen – auch weil es eine völlig neuartige Situation ist. Konflikte und Streitigkeiten drohen zu eskalieren, insbesondere in engen Wohnverhältnissen, wo man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Die sonst sicheren vier Wände, können dann zu einem gefährlichen Ort werden. Besonders gefährdet sind Kinder und Frauen, die schon vor den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit Gewalt und Missbrauch in der Familie ausgesetzt waren. So können Risiko- und Notlagen Betroffener kaum sichtbar gemacht werden. Daher erscheint es wichtiger denn je gerade in dieser besonderen Zeit Mitmenschen mit in die Verantwortung zu nehmen, um so Informationen über Hilfsangebote an die betroffenen Frauen und Kinder zu bringen.
Zur Sensibilisierung für diese wichtigen Themen unterstützt das interdisziplinäre Netzwerk „Runder Tisch gegen häusliche Gewalt Neustadt“ die landesweite Plakatkampagne „Hast Du das auch gehört?“ der Koordinierungsstelle „Häusliche Gewalt“ beim Landespräventionsrat Niedersachsen sowie die bundesweite Plakatkampagne „Du bist nicht allein!“ gegen Kindesmissbrauch. Beide Kampagnen geben sowohl Betroffenen als auch solchen, die auf Fälle von Gewalt und Missbrauch aufmerksam werden, Notrufnummern und grundlegende Handlungsoptionen an die Hand.
Das Neustädter Netzwerk hat diese Plakate inhaltlich um lokale Anlaufstellen und Beratungseinrichtungen ergänzt. Die Plakate werden weitreichend in Neustadt verteilt, u.a. in den für die Notbetreuung geöffneten Kindertagesstätten, Schulen, Kirchen, Gemeindehäusern, Supermärkten sowie in Arztpraxen und Apotheken, soweit die Kapazitäten reichen und die Hygieneauflagen es ermöglichen.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neustadt und zugleich Leiterin des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt, Sabrina Kunze, ermutigt in dieser Zeit besonders die Betroffenen, sich trotz der erschwerten Bedingungen Hilfe zu holen. Sie ruft aber auch alle Neustädterinnen und Neustädter dazu auf, aufmerksam und sensibel ihre Umgebung wahrzunehmen und ggf. eine Hilfestellung anzubieten, da Gewalt keine Privatsache ist, sondern uns alle etwas angeht. So könnte es gelingen, die zu erwartenden steigenden Fallzahlen von häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauch in Zeiten von Corona einzudämmen.
NCN/la