Cinema Programm am 02. Mai 2023 – „Im Westen nichts Neues“ (Film 1930)

Filmplakat im Westen nichts Neues
Filmplakat im Westen nichts Neues

Neustadt – Erich Maria Remarques Antikriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“ erschien im Januar 1929. Allein in Deutschland waren ein halbes Jahr später bereits eine Million Exemplare verkauft, und der Roman wurde nur wenig später in 26 Sprachen übersetzt.

Mitten in einer Zeit, in der die Nationalsozialisten ihre Machtübernahme mit nationalem Pathos vorbereiteten, feierte in Deutschland ein Roman über die Gräuel des Ersten Weltkrieges Erfolge. Das gefiel den Nationalsozialisten nicht. Sie ließen verbreiten, dass sich der Autor Remarque einen falschen Familiennamen gegeben habe und eigentlich Kramer heiße. Und sie behaupteten, er sei französischer Jude und als Soldat gar nicht an der Front im Ersten Weltkrieg gewesen. Der Film wurde seinerzeit mehrfach zensiert.

Wenig später wurde der Roman von einer US-amerikanischen Produktionsfirma unter der Regie von Lewis Milestone bereits verfilmt. Die US-Produktion wurde im November 1930 von der Obersten Filmprüfstelle in Berlin für das deutsche Publikum zugelassen.

Die Uraufführung des Films, der im englischen Original „All Quiet on the Western Front“ heißt, fand im Berliner Mozartsaal in einem großen Gründerzeitgebäude statt. Die liberale Vossische Zeitung schrieb dazu, das Publikum sei über den Film tief erschüttert gewesen und habe nach Vorführungs-Ende den Saal „still und im Innersten aufgewühlt“ verlassen. Noch nie habe ein Filmwerk „so unmittelbar auf die Zuschauer gewirkt“.

An den darauffolgenden Tagen konnten die Filmvorführungen nur noch unter massivem Polizeischutz stattfinden. Im Dezember 1930 wurde dem Film dann „aus Sicherheitsgründen“ die Zensurfreigabe von der Obersten Filmprüfstelle wieder entzogen. Im Januar 1933 wurde „Im Westen nichts Neues“ vom Hitler-Regime gänzlich verboten. Der jüdische Kinobetreiber Hanns Brodnitz geriet später ins Visier der Nationalsozialisten und wurde nach Auschwitz deportiert. Was „Im Westen nichts Neues“ so schnell populär machte, war seine schonungslose Darstellung des Geschehens an der Front: Erzählt wird die Geschichte des jungen Gymnasiasten Paul Bäumer vor seinem Kriegseinsatz und an vorderster Linie. Die Schonungslosigkeit in der Darstellung des Krieges hatte es bis zu diesem Zeitpunkt in der noch jungen Filmgeschichte nicht gegeben. Der Opfergang einer „verlorenen Generation“ wird mit einer unerbittlichen Dramaturgie äußerst realistisch nachgezeichnet.

NCN/aw