71.803 Einsätze – 50 Jahre Rettungshubschrauber Christoph 4, Jubiläumsfeier im Neuen Rathaus in Hannover

Foto: Johanniter/Stefan Hillen

Neustadt – Vor 50 Jahren ist der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) Christoph 4 als Rettungshubschrauber am Standort Hannover vom damaligen Bundesminister des Innern, Hans-Dietrich Genscher, in Dienst gestellt worden. Der erste Einsatz erfolgte am 2. Oktober 1972.

Auf Einladung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), der Bundespolizei, der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) kamen heute mehr als 100 Gäste zum 50. Geburtstag von Christoph 4 ins Neue Rathaus nach Hannover.

Der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, Stephan Manke, sagt:
„In den vergangenen 50 Jahren hat sich Christoph 4 zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. 1972 zum ersten Einsatz abgehoben, ist der orangene Rettungshubschrauber heute über 71.800-mal gestartet. Mit einem Einsatzradius von gut 50 Kilometern und einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde ist er für das Rettungswesen in Niedersachsen unersetzlich geworden. Zahlreiche Menschen verdanken dem Einsatz von Christoph 4, dem fliegerischen Können der Piloten und dem medizinischen Sachverstand der Notärzte, Notfallsanitäter und Rettungsassistenten, ihr Leben. Für diesen unermüdlichen und höchst professionellen Einsatz möchte ich mich ganz herzlich bedanken.“

Der Christoph 4 hat zum Jubiläumstag 71.803 Einsätze geflogen. Anfang der 70er-Jahre zählte Hannover mit München, Frankfurt und Köln zu den ersten vier Standorten, an denen Rettungshubschrauber den Dienstbetrieb aufgenommen hatten.

„Mit seiner Stationierung an der Medizinischen Hochschule wurde Christoph 4 ein Kernbestandteil ihres Unfall- und Rettungszentrums. Die daraus resultierende Schnittstelle zwischen Präklinik und Klinik bei der Versorgung von Notfallpatienten auf höchstem Niveau ist die perfekte Symbiose, die wir hier in Hannover vorfinden. Das kommt aber nicht von selbst. Dahinter verbirgt sich harte Arbeit verbunden mit dem Anspruch, immer weiter die Qualität des Vorhandenen zu verbessern, nie still zu stehen. Dafür danke ich Ihnen im Namen des BBK ganz herzlich“,
sagt Christiane Dörnen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Vom Startpunkt Landeshauptstadt aus hat der Christoph 4 einen Einsatzradius von rund 50 Kilometern und fliegt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Kilometern pro Stunde in die Region und Stadt Hannover sowie in die Landkreise Celle, Gifhorn, Hameln, Hildesheim, Holzminden, Nienburg, Schaumburg und Soltau-Fallingbostel, und dies 365 Tage im Jahr.

„Die Indienstnahme des Christoph 4 vor 50 Jahren war ein zukunftsweisender Schritt zur modernen und flächendeckenden Notfallversorgung, über die wir heute verfügen“, sagt Thorsten Ernst, Leiter Stabsbereich Grundsatzfragen und Organisation der JUH.

Polizeirat Jürgen Errerd, Leiter Fliegerstaffel-Standort Gifhorn der Bundespolizei, hob besonders die Teamleistung hervor, die den Christoph 4 tagtäglich abheben lasse. Zu nennen seien natürlich die Piloten, die Ärzte und die Notfallsanitäter. Aber auch die Techniker, Verwaltungskräfte und Kräfte, die die Maschine mit Treibstoff versorgen.

Zusammen mit Dr. med. Jan-Dierk Clausen aus der Unfallchirurgie der MHH blickte Volker Hubrich, 37 Jahre auf dem Christoph 4 im Einsatz und jetzt im Ruhestand, auf die lange Geschichte des Rettungshubschraubers Christoph 4 zurück:
„Seit ich erstmalig in den Christoph 4 gestiegen bin, hat sich viel verändert“,
sagt Hubrich. Allein in der technischen Ausstattung der Maschine habe es einen Quantensprung gegeben. Auch die medizinische Ausstattung sei revolutioniert worden – Beatmungsgeräte, kabellose EKGs – die Helikopter haben sich zu einem fliegenden Behandlungsraum entwickelt, so Clausen.

Neben aller Ausstattung sei jedoch im Ernstfall die Arbeit des Teams auf höchstem Niveau besonders wichtig und entscheidend. Nur durch ein perfektes Zusammenspiel von Pilot, TC-HEMS und Notarzt könne das bestmögliche für den Patienten gerade in schwierigen Situationen erreicht werden, sagt Clausen. So habe sich der Rettungshubschrauber Christoph 4 zu einem zentralen Pfeiler der Versorgung der Bevölkerung des Landes Niedersachsens und des Versorgungsauftrages der Medizinischen Hochschule für das Bundesland entwickelt.

In diesem Rahmen hat sich ebenfalls die Ausbildung der fliegenden Retter verändert. Seit 2010 werden an der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen am Christoph Life-Simulator Notärzte und Notfallsanitäter der Zivilschutzhubschrauber für die Luftrettung unter möglichst realen Bedingungen für den Ernstfall in CRM (Crew Ressource Management, ein Konzept zur Fehlervermeidung durch gute Kommunikation) ausgebildet.

Zum Hintergrund
Nachdem Anfang der 70er die Zahl der Verkehrstoten auf mehr als 20.000 gestiegen war, wurde die Luftrettung mit Hubschraubern ins Auge gefasst. Gerade vor dem Hintergrund, dass durch dieses schnelle Einsatzmittel viele Menschenleben gerettet werden könnten.

Die Bundesländer sahen die flächendeckende Versorgung einer Luftrettung allerdings in der Verantwortung des Bundes. Nicht zuletzt auch deshalb, da die Bundesländer mit dem Aufbau des bodengebundenen Rettungsdienstes befasst waren.

Schlussendlich stellte das Bundesministerium (BMI) auf Grundlage des Gesetzes über die Erweiterung des Katastrophenschutzes vom 9. Juli 1968 den Ländern ergänzende Ausrüstungen zur Verfügung. In diesem Rahmen beschaffte das BMI eine Vielzahl von Hubschraubern, die im Katastrophenfall für Lenkungs-, Führungs- und Erkundungsmaßnahmen eingesetzt werden können.

Zu diesen zählt auch der Christoph 4. Die Zivilschutzhubschrauber wurden den Ländern vom Bund als ergänzende Ausrüstung zugewiesen, mit der Maßgabe, wenn diese nicht im Zivil- und Katastrophenschutz benötigt werden, diese in der Luftrettung einsetzen zu können.

Das Team von Christoph 4
An der Luftrettung des Christoph 4 sind zahlreiche Institutionen beteiligt. Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Landesverband Niedersachsen/Bremen ist für den Dienstbetrieb des Hubschraubers verantwortlich und stellt die Not­fallsanitäter/TC-HEMS.

Die Piloten werden von der Bundespolizei Fliegerstaffel Fuhlendorf, Stützpunkt Gifhorn, gestellt. Die Bundespolizei verantwortet zudem die Wartung sowie die Instandhaltung des Hubschraubers.

Die Notärzte stellt die Klinik für Unfallchirurgie der MHH. Träger des Luftrettungsstützpunktes an der MHH ist das Land Niedersachsen. Der Christoph 4 gehört zur orangefarbenen Flotte der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) des Bundesministeriums des Innern.

NCN/aw