Gina Kruppa absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Johannitern – es gibt noch einige freie Stellen
Neustadt – Entspannt sitzt Gina Kruppa am Tisch und unterhält sich mit Walter*. Der alte Mann im Rollstuhl schaut gelegentlich abwesend in die Luft und scheint völlig in seiner eigenen Welt versunken zu sein. Gina lässt sich davon nicht irritieren, sie geht dennoch auf ihn ein. Die 18-Jährige leistet derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Johannitern in Hannover ab. Dreimal die Woche fährt sie in die Wohngruppe „Dorothea“ in Linden, eine spezielle Form des Betreuten Wohnens für demenziell veränderte Menschen. Dort ist sie in erster Linie für die Betreuung der Bewohner zuständig. Sie kocht und backt, reicht Essen und Trinken an, liest mit den Bewohnern Zeitungen und Bücher oder geht mit ihnen spazieren. Die restlichen Wochentage arbeitet sie in Hannovers zweiter Johanniter-Wohngemeinschaft an der Schaufelder Straße in der Nordstadt.
„Ich bin durch meine Cousine auf das FSJ aufmerksam geworden“, erzählt Gina. Nach ihrem Schulabschluss suchte sie zunächst Abwechslung vom Schulalltag und wollte neue Erfahrungen machen. Ihre Cousine berichtete ihr von ihrer Arbeit in der Lindener WG. „Das wollte ich auch machen“, sagt Gina. Zunächst lernte sie die Arbeit in der Tagespflege Kirchrode kennen, später wechselte sie in die „Doro“ und löste ihre Cousine ab. „Die Arbeit dort ist etwas komplett anderes“, stellt die Hannoveranerin fest. „In der Tagespflege sind die meisten noch gedanklich fitter.“ Gina schätzt besonders die Geschichten der WG-Bewohner. Walter zum Beispiel liebt es, über Autos zu sprechen und von seinen Rennen früher zu erzählen. Und eine andere Bewohnerin berichtet gern von ihrer Weltreise. „Das macht die Menschen glücklich, da bekommen sie ein richtiges Leuchten in den Augen“, sagt die Freiwilligendienstleistende.
Über die Monate habe sie eine Verbindung zu den Bewohnern aufgebaut. Wenn es einem der Gäste nicht gut gehe, fühle sie mit. „Man muss es aber ertragen können, die demenzkranken Leute so zu sehen“, sagt sie. Es freue sie dagegen, wenn sie die Menschen mit Kleinigkeiten glücklich machen könne. „Den meisten reicht es aber schon, wenn man einfach da ist“, sagt sie und lacht. Im Job käme es vor allem auf das nötige Einfühlungsvermögen und eine gute Beobachtungsgabe an. Viele Demenzkranke würden sich durch kleine Zeichen und Signale mitteilen, wenn das Sprechen nicht mehr so leicht fällt. Zum Beispiel: „Frau Meyer etwa öffnet den Mund beim Essen zum Beispiel nicht mehr ganz so weit, wenn sie satt ist“, sagt Gina. Solche Tipps können auch für die hauptamtlichen Pflegekräfte wertvoll sein, wenn sie sie noch nicht kennen.
Nach fast einem Jahr Freiwilligendienst bei den Johannitern zieht die 18-Jährige für sich ein positives Fazit. „Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, um in verschiedenen Situationen zurechtzukommen, und konnte immer das leisten, was ich mir zutraue, und noch mehr“, resümiert sie. „Ich werde aber trotzdem wiederkommen und Walter und die anderen besuchen kommen“, sagt Gina und lächelt. Die WG ist ihr zweites Zuhause geworden.
Für 2018 gibt es noch einige freie Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst in Hannover, Langenhagen, Ronnenberg und Wunstorf. Die Johanniter bieten hier jungen Menschen die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen zu engagieren – je nach Fähigkeiten und Interessen. So gibt es Stellen im Fahrdienst, im Rettungsdienst, im Bereich Kundenservice Notrufdienste, im Bevölkerungsschutz oder als Erste-Hilfe-Trainer für Jugendliche und Erwachsene – im Johanniter-Projekt „Ersthelfer von Morgen – Kita“ sogar bei den Kleinsten. Die Freiwilligen erhalten ein Taschengeld von 445 Euro pro Monat, Beiträge zur Sozialversicherung, 24 Urlaubstage im Jahr, ggf. Waisenrente sowie Kindergeld. Informationen gibt es per Mail unter [email protected].
* Namen sind zum Schutz der Bewohner geändert.
NCN/jh