Präventives Pilot-Projekt „Babylotsen“ startet im Klinikum Neustadt
Neustadt – Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft: Ein Kind verändert das Leben junger Mütter und Väter von Grund auf.
Viele fühlen sich aufgrund der neuen Situation ohnehin schon verunsichert. Kommen dann noch gesundheitliche, soziale oder finanzielle Belastungen hinzu, kann das verheerende Folgen haben für die ganze Familie.
Hier setzt das Projekt „Babylotsen“ an: Schon in der Geburtsklinik nehmen die Babylotsinnen Kontakt zu den Eltern auf, stehen beratend zur Seite und vermitteln auf Wunsch der Familien an Angebote vor Ort weiter.
Start des Pilot-Projekts ist im Klinikum Neustadt, insgesamt veranschlagt die Region Hannover rund 156.000 Euro für die Umsetzung in den nächsten drei Jahren. Am Donnerstag (7.2.) hat der Jugendhilfeausschuss grünes Licht gegeben, abschließend entscheidet die Regionsversammlung am 26. Februar.
„Die Babylotsen unterstützen Eltern dabei, sich von Anfang an im Umgang mit ihrem Baby sicherer zu fühlen. In der Regel haben Eltern ein großes Vertrauen zu Geburtskliniken, daher sind sie wichtige Partner für alle frühen Hilfen.
Die Babylotsen sind stationär direkt vor Ort und können frühzeitig gut mit den Eltern in Kontakt kommen – damit schließt das Programm die Lücke zwischen der Gesundheitshilfe und den Frühen Hilfen“, so Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover.
Das Pilot-Projekt wird zunächst im Regionsklinikum Neustadt am Rübenberge umgesetzt. Die Wahl fiel auf das Klinikum, da es neben der Geburtsstation eine Kinderheilkunde- und Jugendmedizinstation hat.
Darüber hinaus gehören die Kommunen in dem Einzugsgebiet der Klinik zu den geburtsstärksten in der Region Hannover: So wurden im Jahr 2017 in Garbsen 592 Geburten gezählt, in Neustadt und in Wunstorf jeweils rund 370 und in Seelze 354 Geburten.
Um möglich frühzeitig unterstützen zu können, werden die Eltern schon beim ersten Kontakt mit der Klinik über das Beratungsangebot der Babylotsin informiert. An vier bis fünf Tagen ist die Babylotsin auf der Wochenbettstation vor Ort und ansprechbar für alle Eltern – in enger Absprache und Einbindung des Krankenhauspersonals.
Ein erstes Gespräch mit der Babylotsin findet wenn möglich vor der Entbindung, spätestens aber während des Aufenthaltes zur Geburt statt. Anschließend erfolgt bei Bedarf und mit Einverständnis der Familie die Beratung und Vernetzung zu Hilfen im persönlichen und professionellen Umfeld der Familien. Die Beratung der Babylotsin ist kostenlos und freiwillig.
„Das Programm ist ein soziales Früherkennungssystem, das junge Eltern durch die Unterstützungsangebote lotst und mit ihnen gemeinsam den für sie besten Weg der Hilfe findet“, sagt Dr. Hanke, „es geht aber auch darum, diesen Eltern aufzuzeigen, welche Kompetenzen zur Selbstversorgung schon da sind und wie diese noch gestärkt werden können.“
Angesiedelt ist das Projekt bei der Koordinierungsstelle Familienhebammen der Region Hannover – in Zusammenarbeit mit der Sozialpädiatrie und Jugendmedizin der Region sowie dem Koordinierungszentrum Frühe Hilfen – Frühe Chancen.
Zum Programm: Das Projekt „Babyslotsen“ ist von der Stiftung „See You“ aus Hamburg entwickelt worden und wird in Hamburg mittlerweile flächendeckend umgesetzt.
„See You“ ist eine nicht rechtsfähige Stiftung in der Verwaltung der Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gGmbH und seit 2009 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Die Stiftung begleitet Kliniken und Praxen sowie Jugendhilfeträger bei der Umsetzung des Angebots der Babylotsen vor Ort in Form von Hospitationstagen, Fortbildungen oder Materialien. Evaluationsergebnisse der stationären Babylotsen in Hamburg und regelmäßige Elternbefragungen bescheinigen dem Projekt eine hohe Wirksamkeit.
Laut des Jahres- und Wirkungsberichts 2016 der Stiftung bestätigen 80 Prozent der Mütter und Väter, die an der Elternbefragung teilgenommen haben, dass sich ihre persönliche Situation durch den Kontakt mit den Babylotsen verbessert hat, mit der Beratung waren 98 Prozent zufrieden.
NCN/su