Renaturierungsprojekt geht weiter: Weiße Berg wird wieder Binnendüne

Renaturierung des Weißen Bergs in Mardorf wird fortgesetzt. (Foto: Astrid Wecks)

Arbeiten im zweiten Bauabschnitt beginnen Ende Oktober

Neustadt – In der kommenden Woche werden die Arbeiten zur Renaturierung des Weißen Bergs in Mardorf fortgesetzt. In einem zweiten Bauabschnitt werden ab Montag, 29. Oktober 2018 im Bereich zwischen Badestraße und dem ehemaligen Restaurant Weiße Düne an der Badestelle rund 140 Bäume entfernt. Das Areal soll schrittweise wieder zu offenen Grasflächen und Magerrasen innerhalb eines lichten Eichen-Kiefern-Waldes entwickelt werden.

Landschaftsbildprägende Gehölze sowie Bäume, die für den Artenschutz wichtig sind, werden erhalten. Die gesamten Arbeiten, sie schließen auch archäologische Untersuchungen ein, sollen bis Ende Januar 2019 abgeschlossen sein. Der Uferweg sowie der Überweg Badestraße können von Besucherinnen und Besuchern in diesem Zeitraum ungehindert genutzt werden.

Binnendünen mit vielen offenen Sandflächen und nur wenigen Bäumen waren noch vor fünfzig Jahren charakteristisch für das Landschaftsbild am Nordufer des Steinhuder Meers. Obwohl bis zu 20 Meter hoch sind die heute aufgeforsteten oder landwirtschaftlich genutzten Sandberge kaum noch erkennbar. Mit einem Renaturierungsprojekt will die Region Hannover den ursprünglichen Zustand einiger Dünen wieder herstellen.

„Ziel der Maßnahme ist es, den selten gewordenen Biotoptyp ‚offene Binnendüne‘ wieder am Nordufer entstehen zu lassen, der dann wertvollen Lebensraum für hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten bietet“, erläutert Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover: „Auch für die Besucherinnen und Besucher des Naturparks Steinhuder Meer ist die entstehende Dünenlandschaft eine Besonderheit, die sie auf ihren Spaziergängen erleben und genießen können.“ Auf Informationstafeln am renaturierten ersten Abschnitt wird das Projekt erläutert.

Um die im Laufe der Jahre in den Sandboden eingetragenen Nährstoffe zu entfernen, wird auch im zweiten Bauabschnitt zunächst die oberste Vegetationsschicht abgeschält und anschließend die obere nährstoffreiche Bodenschicht – ca. zehn Zentimeter dick – abgeschoben.

Das Projekt „Freistellen bewaldeter Binnendünen“ mit geschätzten Kosten in Höhe von 80.000 Euro wird zu 100 Prozent aus EU-Mittel (Förderbereich strategischer Arten- und Biotopschutz – SAB) gefördert, da die seltenen Lebensraumtypen offene Binnendünen und Sandmagerrasen mit Silbergrasflur wieder hergestellt werden und Lebensraum für seltene Arten wie Zauneidechsen, Schlingnattern, Kreuzkröten und Bienenwölfe (Insekten) geschaffen wird.

Insgesamt sollen Dünen mit einer Gesamtfläche von etwa vier Hektar in in Teilabschnitten renaturiert werden. Um den Binnendünen-Charakter zu erhalten sind nach Abschluss der Arbeiten Pflegemaßnahmen erforderlich, da sich sonst Ruderalpflanzen, Neophyten und Pioniergehölze wieder ansiedeln und die konkurrenzschwache Magerrasenvegetation verdrängen

Hintergrund: Binnendünen am Steinhuder Meer Binnendünen sind während der Eiszeiten durch Wind entstanden. Nach dem Abtauen der Eismassen blieb in Niedersachsen eine flachwellige Landschaft zurück, die von einer lückenhaften Tundrenvegetation bedeckt war. Starke Westwinde konnten nahezu ungebremst die feinkörnigen Bodenpartikel wie Sand und Schluff davontragen. Mancherorts entstanden flache bis in die Nähe des Grundwasserspiegels reichende Senken.

Auch das Steinhuder Meer ist teilweise auf solche Ausblasungen zurückzuführen. Die verwehten Sande lagerten sich vor allem an der Nordkante der Steinhuder Meeres als Binnendünen ab. Abhängig von der damals vorherrschenden Windrichtung und -stärke bildeten sich verschiedene Formen aus: unregelmäßige Dünen, gut ausgebildete Längsdünen oder u-förmige Parabeldünen.

Die meisten Binnendünen wurden in den vergangenen 200 Jahren aufgeforstet oder unterliegen einer landwirtschaftlichen Nutzung. Zahlreiche Namen wie Hespenberg, Diepholzberge, Schwarze Berge und Weißer Berg weisen noch heute auf die Entstehung hin.

NCN/jp