Neustadt – „Ich bin derzeit wegen des Corona-Virus in Kurzarbeit und habe mehr Zeit als sonst“, sagt Nicole Bachelle-Dinkler aus Hagenburg. Mehr Zeit – so geht es derzeit vielen. Doch wohin mit der Zeit? Irgendwann ist der Keller entrümpelt, der Kleiderschrank ausgemistet, jede Serie geschaut. Nicole Bachelle-Dinkler will ihre Zeit mit etwas Sinnvollem verbringen: mit einem Ehrenamt bei den Johannitern.
Die 52-Jährige kehrt damit zu ihren Wurzeln zurück. Als Jugendliche trat sie in den damaligen Kreisverband Deister (heute der Ortsverband Deister in Ronnenberg) ein und blieb bis sie Mitte Zwanzig war. „Angefangen habe ich damals in der Küche“, erinnert sie sich. „Mein erster Einsatz war beim Kirchentag in Hannover, da haben wir Erbsensuppe ausgegeben.“ Später war sie vor allem im Bereich Katastrophenschutz aktiv und war dort Teil der Führungsgruppe.
Persönliche Veränderungen ließen dann keine Zeit mehr für das ehrenamtliche Engagement. Trotzdem sei die Verbindung zu den Johannitern nie abgerissen, sagt Nicole Bachelle-Dinkler. Gerade durch ihre Arbeit in einer Schule und der damit verbundenen Organisation von Veranstaltungen arbeitete sie häufig mit den Johannitern in Wunstorf zusammen. Als sie hörte, dass die Johanniter auf der Suche nach möglichst schon ausgebildeten Soforthelfern seien, die schnell bei Bedarf eingesetzt werden können, lag es für sie nahe, sich bei Timo Brüning, dem Leiter des Johanniter-Ehrenamts in Wunstorf, zu melden. „Es hat immer so viel Spaß gemacht.“ Sie will ihr organisatorisches Talent dem Verband wieder zur Verfügung stellen. „Für uns ist es toll, wenn wir Helfer zur Verfügung haben, die schon etwas Wissen haben. Wir können sie gerade in der derzeitigen Situation einsetzen, wo wir Bedarf haben“, erklärt Timo Brüning.
Ähnlich wie Nicole Bachelle-Dinkler geht es auch Rudi Locher. Als der 61-Jährige den Aufruf sah, sagte er sich: „Wenn die alten Kämpfer gebraucht werden, wieso eigentlich nicht?“ Locher hat sich gut 20 Jahre lang für die Malteser engagiert. Zunächst absolvierte er dort seinen Zivildienst („Mein Vater war Deserteur und ich wollte nicht zum Bund“), ließ sich zum Rettungssanitäter ausbilden. Nach seiner Zivi-Zeit engagierte er sich weiterhin im Katastrophenschutz und bildete sich zum Zugführer fort. „Mir hat das alles immer viel Spaß gemacht“, resümiert er für sich. Mit der Geburt seines Sohnes wollte er dann aber mehr Zeit für die Familie haben, daher lag das Ehrenamt zunächst auf Eis.
Die Corona-Krise hat den Wunsch, sich ehrenamtlich zu betätigen, allerdings wieder weiter nach oben auf die Prioritätenliste gerückt. „Ich möchte etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tun“, macht der Gehrdener deutlich. Gerne möchte er sich längerfristig einsetzen. „Ich engagiere mich gern sozial, vor allem im Bereich der Akuthilfe. Ich denke, da kann ich gut meine Lebenserfahrung und mein bisheriges Wissen einbringen.“ Für Benjamin Häselbarth, Leiter Sondereinsatzdienste im Johanniter-Ortsverband Hannover-Wasserturm, ist dieses Wissen wertvoll. „Sollte der Einsatzfall eintreten, können wir die Helfer gemäß ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen dort einsetzen, wo sie gebraucht werden. Das können auch Helfertätigkeiten sein, die keine größere fachliche Ausbildung erfordern“, erklärt er.
Marcel Block möchte in eine ganz andere Richtung. Ihn zieht es in die sozialen Dienste. „Ich kann gut mit älteren Menschen umgehen“, sagt der 29-Jährige aus dem Sicherheitsgewerbe. Seit seinem 14. Lebensjahr hatte er sich im Jugendzentrum in Burgdorf eingesetzt – Freizeiten begleiten, Kinder-Zirkus, die Arbeit war vielfältig. Doch wie es so ist mit dem Erwachsen werden, irgendwann nahm der Beruf mehr Raum in Anspruch und die Zeit für das Jugendzentrum wurde rar. Doch jetzt möchte Block sich wieder mehr ehrenamtlich engagieren. „Ich kann gut auf Menschen zugehen und arbeite gern mit Menschen.“ Auch ein Ehrenamt mit Menschen mit Beeinträchtigungen käme für ihn infrage. „Ich bin offen für etwas Neues.“
Gut vorbereitet für den Ernstfall
Gut vorbereitet zu sein, ist in Krisenzeiten ausschlaggebend. Aktuell ist die Entwicklung der Corona-Lage noch gänzlich unbekannt. Grund genug, für die Johanniter des Landesverbandes Niedersachsen/Bremen ihren Helferstamm aufzustocken. Gesucht werden Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen und helfen wollen. Erwünscht sind speziell Helfer mit Erfahrung im Rettungs-, Sanitätsdienst oder im Pflegebereich. Angesprochen sind etwa ehemalige Ehrenamtliche, Zivildienstleistende und Freiwillige wie BFD-ler oder FSJ-ler mit Rettungsdienst- oder Sanitätsdiensthintergrund. Ebenso werden Frauen und Männer zwischen 18 und 60 Jahren gebraucht, die als Pflegehelferinnen oder examinierte Pflegekraft, als Rettungssanitäter/-in oder -assistent/-in im Rettungsdienst oder mindestens Sanitätshelfer/in im Katastrophenschutz oder als Ausbilder/-innen qualifiziert sind. Zur Registrierung und Kontaktaufnahme haben die Johanniter eine Internetseite aufgebaut, wo jeder Interessierte über eine Standortsuche seinen Ansprechpartner finden kann: www.helden-bitte-melden.de
Unterstützen Sie die Johanniter
In der aktuellen Situation sind die Johanniter auf finanzielle Unterstützung angewiesen – insbesondere zur Sicherstellung der zahlreichen ehrenamtlichen Leistungen. Viele ehrenamtliche Helfer sind für die Menschen im Einsatz – freiwillig und unentgeltlich. Beispielsweise im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Insbesondere für spezielle Ausstattung und Ausrüstung, wie Schutzbekleidung wird finanzielle Hilfe benötigt. Unterstützen Sie die Johanniter und nutzen Sie bitte dazu folgende Kontoverbindung:
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
IBAN: DE78 3702 0500 0004 3123 18
BIC: BFSWDE33XXX
Über die Internetseite www.johanniter.de/coronaspende-nb besteht die Möglichkeit auch direkt online zu spenden.
NCN/la