Neustadt – Für das Projekt „Hochwasserschutz Silbernkamp“ starten in Kürze die ersten sichtbaren Arbeiten an der zukünftigen Deichtrasse. Neben Instandsetzungsarbeiten an der historischen Festungsmauer müssen im September auch großflächige Fäll- und Gehölzarbeiten vorgenommen werden.
Nun geht es los: Nach einer langen Planungsphase starten in diesem Spätsommer die ersten sichtbaren Arbeiten entlang der geplanten Deichtrasse im Rahmen des Projektes zum Hochwasserschutz Silbernkamp. Zwischen dem 1. und 30. September müssen entlang der Deichtrasse auf einer Breite von bis zu 45 Metern sämtliche Gehölze entfernt werden. Angestrebt wird dabei eine Beseitigung von so wenigen Gehölzen wie möglich. Ein im Bereich der Deichtrasse vorhandener Weiden-Auwald, welcher als FFH-Lebensraumtyp klassifiziert wurde, ist zu erhalten. Dennoch müssen neben einigen Hecken und Sträuchern auch über 200 Bäume gefällt werden.
„Wir sind uns des starken Eingriffs in die Natur bewusst“, so Jörg Homeier, Fachbereichsleiter Infrastruktur, dessen Fachbereich von Seiten der Verwaltung das Projekt federführend betreut. „Daher sind wir im engen Austausch mit der zuständigen Naturschutzbehörde. Selbstverständlich werden umfangreiche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgenommen, die dazu beitragen die Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt schnellst- und bestmöglich wiederherzustellen“, erklärt Homeier weiter.
So ist auch der Zeitraum für die Durchführung der Arbeiten eine Auflage, die sich aus dem Bundesnaturschutzgesetz ergibt. „Wir sind angehalten die Arbeiten noch vor Beginn der Rastperiode für Zugvögel abzuschließen, die am 1. Oktober beginnt“, so Homeier. Mit Rücksicht u.a. auf die Brut- und Setzzeit haben wir uns für ein Zeitfenster im September entschieden, um die Beeinträchtigungen für die Tierwelt so gering wie möglich zu halten“, erklärt Homeier. Die hierfür erforderliche Genehmigung sei im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses unter Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde sowie betroffener Naturschutzverbände erteilt worden. Im Vorfeld der Arbeiten werden die betroffenen Gebiete gründlich in Augenschein genommen, um ggf. dort lebende Tierpopulationen – sofern möglich – umzusiedeln.
Die Arbeiten sind notwendig, um die Standsicherheit für den zukünftigen Deich zu gewährleisten. Dieser soll den Bereich Silbernkamp vor Hochwasserschäden schützen. Im Rahmen einer Voruntersuchung zum Hochwasserschutz an der Unteren Leine wurde dieses Gebiet als hochwassergefährdet eingestuft. Der Deich soll das Wohngebiet vor einem so genannten „hundertjährigen Hochwasser“ schützen – also einem Hochwasser, das statistisch gesehen alle 100 Jahre auftritt. Gemessen an den Wasserständen des Hochwassers vom Februar 1946 (entspricht in etwa dem Wasserpegel eines Jahrhunderthochwassers) ist nahezu das gesamte Wohngebiet Silbernkamp nebst Grünlandfläche bei einem solchen Ereignis gefährdet. Dies entspricht insgesamt etwa 250 Wohngebäuden und 186 Nebengebäuden.
Im Rahmen der Kostenschätzung für ein derartiges Ereignis wurde im Jahr 2003 eine Schadenssumme von rund 4,5 Millionen Euro ermittelt. Alle Untersuchungen haben im Ergebnis festgestellt, dass zum Schutz der betroffenen Flächen Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes erforderlich sind. Aus diesem Grund soll östlich des Silbernkamp ein bis zu ca. 3 Meter m hoher baulicher Hochwasserschutz auf einer Länge von ca. 1 Kilometer errichtet werden.
Im Zuge des Klimawandels kommt es verstärkt zu Hochwasserereignissen aufgrund von Starkregen. „Wir rechnen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte mit vermehrten Hochwasserereignissen, der Deich wird unserer Meinung nach das Wohngebiet wesentlich öfter als alle 100 Jahre vor schweren Schäden schützen“, ist sich Homeier sicher.
NCN/eo